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Georges Aperghis

Georges Aperghis (*1945 in Athen) lebt und arbeitet seit 1963 in Paris. 1976 gründete er ATEM, eine Musiktheater-Werkstatt, die in der sozialen Realität eines Pariser Vororts (Bagnolet) verankert war.

Die wichtigsten Ensembles zeitgenössischer Musik Europas – Ictus, Klangforum Wien, Remix, Musikfabrik, das Ensemble Modern, das Ensemble Intercontemporain, das Nieuw Ensemble, die Neuen Vocalsolisten, das SWR Vokalensemble etc. – pflegen eine enge Zusammenarbeit mit Georges Aperghis: Sie gaben regelmäßig Werke in Auftrag, die sämtlich in ihr jeweiliges Repertoire aufgenommen wurden. Zu den jüngsten Auszeichnungen für Georges Aperghis gehören der Mauricio Kagel Musikpreis 2011, der Goldene Löwe der Biennale Venedig 2015 für sein Lebenswerk, der Preis der Stiftung BBVA Grenzen des Wissens in der Kategorie Zeitgenössische Musik 2016 und der Preis der Christoph und Stefan Kaske Stiftung München 2016.

„Aperghis hat zweifellos die Freiheit erworben, wie ein Akrobat auf dem Seil zu tanzen und dabei den Sturz zu riskieren. Doch im Gegensatz zu einigen anderen weiß er, dass der Akrobat im Falle eines Sturzes nicht ins Leere fällt, sondern auf weitere Seile, mit deren Hilfe er umso besser wieder emporschnellen kann!! Mit der Gefahr kann man verhandeln, man kann mit ihr spielen und sie zu einem Fluchtpunkt machen, der sich am Horizont abzeichnet. Bei ihm ist sie allzeit präsent und tritt jedes Mal wieder in den Vordergrund, wenn unvorhergesehene Elemente eingeführt werden, wobei es ihm nicht darum geht, die konventionelle Komplexitätskette zu unterbrechen, sondern neue Ausdrucksformen zu finden.“

Auszug aus L’hétérogénèse, einem Gespräch zwischen Félix Guattari und Georges Aperghis, das 1991 von Antoine Gindt aufgezeichnet wurde.

Opal Wood

Es handelt sich um eine gemeinsame Arbeit nach einem Vorschlag von Uli Fussenegger, entwickelt aus Klängen, die er einzig durch das Spielen mit dem Holz seines Kontrabassbogens erzielen konnte.
Er lud mich ein, diese großartigen, verstärkten Klänge zu hören. Ich fand sie sehr überraschend und es schien mir, in ihnen etwas Archaisches wiederzufinden.
Infolgedessen haben wir uns auf das Projekt geeinigt, ein Stück für Live-Kontrabass und Tonband mit diesem voraufgenommenen Material, ohne jegliche elektronische Bearbeitung, zu kreieren.
Die Zeit verstrich und das Projekt wuchs kontinuierlich zwischen uns im Geheimen weiter.
Dann begann Uli mir eines Tages Aufnahmen zu schicken – was er viel später zu einer Gewohnheit machte –, ein Band, das mir wie eine Art organischer Strom erschien.
Ich hörte es mir mehrmals an und begann, den Kontrabass-Part zu schreiben. Ich schickte regelmäßig Seite für Seite an Uli, um zu sehen, wie die Materialien darauf reagierten.
Aus der Ferne modifizierten wir nach und nach die Aufnahmen und Partituren, um Stück für Stück zu dieser Konzertversion zu gelangen.
Ich fühle mich, als hätte ich so etwas wie ein Graffiti auf Grundlage der Klänge geschrieben, die Uli geschaffen hat, eine Art Wand, die mich sehr an die Vorzeit denken lässt, ein antikes Fresko.
Ich habe auch das Gefühl, dass wir dieses Stück gemeinsam und aus der Ferne geschrieben haben, so wie man es vor langer Zeit in der Briefkorrespondenz im 18. Jahrhundert gemacht hat. (Georges Aperghis)

Georges Aperghis

Georges Aperghis (*1945 in Athens) has lived and worked in Paris since 1963. In 1976 he founded ATEM, a music theatre workshop anchored in the social reality of a Parisian suburb (Bagnolet).

The most important ensembles of contemporary music in Europe - Ictus, Klangforum Wien, Remix, Musikfabrik, the Ensemble Modern, the Ensemble Intercontemporain, the Nieuw Ensemble, the Neue Vocalsolisten, the SWR Vokalensemble etc. - maintain a close collaboration with Georges Aperghis: They regularly commissioned works, all of which have been included in their respective repertoires. Recent awards for Georges Aperghis include the Mauricio Kagel Music Prize 2011, the Golden Lion of the Venice Biennale 2015 for his life's work, the BBVA Boundaries of Knowledge Foundation Prize in the Contemporary Music category 2016 and the Christoph and Stefan Kaske Foundation Prize Munich 2016.

"Aperghis has undoubtedly acquired the freedom to dance on the tightrope like an acrobat and risk falling. But unlike some others, he knows that in the event of a fall, the acrobat does not fall into the void, but onto further ropes, with whose help he can soar up again all the better!!! Danger can be negotiated with, it can be played with, it can be made into an escape point looming on the horizon. In his work, it is always present and comes to the fore every time unforeseen elements are introduced, and his aim is not to break the conventional chain of complexity but to find new forms of expression."

Excerpt from L'hétérogénèse, a conversation between Félix Guattari and Georges Aperghis recorded by Antoine Gindt in 1991.

Opal Wood

This is a joint work on a proposal by Uli Fussenegger, developed from sounds he managed to obtain by playing only with the wood of the bow of his double bass. He invited me to listen to these superb, amplified sounds, I found them very surprising, it seemed to me to find there something archaic. As a result, we agreed on the project to create a piece for live double bass and tape made with this pre-recorded material, without any electronic processing.
As time went by, the project constantly continued to grow secretly between the two of us. Then one day Uli started sending me recordings – which later became a habit – a tape that appeared to me as some kind of organic flow. I listened to it several times and I started writing the double bass part. I regularly sent page by page to Uli to try to see how the materials responded. From a distance, one by one, we modified recordings and scores to arrive, step by step, at this concert version.
I have the feeling that I wrote something like a graffiti on the sounds Uli created, a kind of wall that makes me think a lot about prehistory, an ancient fresco.
I also have the feeling that we wrote this piece together and from a distance, as we did a long time ago in the correspondence of the 18th century. (Georges Aperghis)

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